
Forschungsstand: Überblick und zentrale Befunde
Psychoanalytische und psychodynamische Psychotherapieverfahren (im Folgenden zusammengefasst als PDT – psychodynamic therapy) gelten heute als wirksame, evidenzbasierte Behandlungen für viele psychische Störungen (Shedler, 2010). Nachdem lange der Vorwurf bestand, es mangele an empirischer Evidenz, hat sich das Bild in den letzten 15 Jahren deutlich gewandelt (Driessen et al., 2010). Aktuelle Übersichtsarbeiten und Meta-Analysen zeigen konsistent, dass psychodynamische Therapien zu signifikanten Verbesserungen führen – vergleichbar mit anderen etablierten Therapieansätzen wie der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) (Keefe et al., 2014; Munder et al., 2018). Dabei halten die erzielten Veränderungen oft langfristig an und können sich nach Behandlungsende noch vertiefen (Shedler, 2010). Die Forschung belegt zudem, dass PDT breit wirksam ist: Nicht nur Symptome werden reduziert, sondern oft kommt es auch zu Verbesserungen im Funktionsniveau, in zwischenmenschlichen Beziehungen und – in geringerem Ausmaß – in Persönlichkeitsstrukturen (de Maat et al., 2009). Insgesamt lässt sich festhalten, dass die Wahrnehmung von PDT als „unwirksam“ heute nicht mehr mit der Datenlage übereinstimmt. Im Folgenden werden zentrale Evidenzquellen – von Umbrella-Reviews über Meta-Analysen bis zu Langzeitstudien – sowie Leitlinien und forschungsmethodische Besonderheiten dargestellt, um ein umfassendes Bild der Wirksamkeit psychoanalytisch orientierter Therapien zu zeichnen.
Umbrella-Reviews und systematische Übersichtsarbeiten
In den letzten Jahren wurden Umbrella-Reviews (d. h. Übersichtsarbeiten über bereits vorliegende Meta-Analysen) durchgeführt, um den Gesamtstand der Evidenz zu bewerten. Ein prominentes Beispiel ist eine 2023 veröffentlichte Umbrella-Review von Leichsenring und Kollegen (Leichsenring, Steinert, & Luyten, 2023). Darin wurden aktuelle Meta-Analysen zu psychodynamischen Therapien bei häufigen psychischen Erkrankungen (Depression, Angststörungen, Persönlichkeitsstörungen, somatoforme Störungen) ausgewertet. Die Ergebnisse sind eindeutig: PDT erwies sich als empirisch unterstützte, evidenzbasierte Psychotherapie für diese Störungsbereiche (Leichsenring et al., 2023). In depressiven und somatoformen Störungen gibt es Evidenz von hoher Qualität, in Angst- und Persönlichkeitsstörungen moderater Qualität, dass PDT kontrollierten Bedingungen (z. B. Wartelisten, Treatment-as-usual oder Placebo) überlegen ist – und zwar mit klinisch bedeutsamen Effektstärken (Leichsenring et al., 2023). Ebenso wichtig: Die Qualität der Evidenz legt nahe, dass psychodynamische Therapien gleich wirksam sind wie andere aktive Therapien (z. B. KVT) bei diesen Störungen (Leichsenring et al., 2023). Diese Umbrella-Review erfüllte strenge methodische Kriterien des Evidenznachweises (u. a. Bewertung von Verzerrungsrisiken und Publikationsbias nach GRADE) und kommt zu dem Schluss, dass eine „starke Empfehlung“ für PDT bei den genannten Störungsbildern gerechtfertigt ist (Leichsenring et al., 2023). Kurz gesagt: Psychodynamische Therapie „stellt eine evidenzbasierte Psychotherapie dar“, so die Autoren, was klinisch bedeutsam sei, da bekanntlich „kein einzelner Ansatz für alle Patienten passt“ .
Bereits 2015 hatte eine systematische Übersichtsarbeit in Lancet Psychiatry – betitelt „Psychodynamic therapy meets evidence-based medicine“ – 64 RCTs zu PDT ausgewertet und festgestellt, dass es eine breite Evidenzbasis gibt (Leichsenring, Abbass, Luyten, Hilsenroth, & Leweke, 2015). Gut kontrollierte Studien zeigten damals schon keinesubstantiellen Wirksamkeitsunterschiede zwischen PDT und etablierten Behandlungen; dies wurde durch Meta-Analysen untermauert, die PDT als ebenso effektiv wie andere empirisch gestützte Therapien bestätigten. Die Autoren betonten allerdings auch, dass für bestimmte Diagnosen (z. B. Zwangsstörungen) noch mehr Forschung nötig sei. Ein häufig zitierter Überblick stammt von Leichsenring et al. (2015), provokativ betitelt „Bambi’s alive and kicking“, der ein Update zum empirischen Status der PDT gab. Auch dort wurde – ähnlich wie in der neueren Umbrella-Review – die Wirksamkeit der psychodynamischen Psychotherapie über verschiedene Störungen hinweg betont und gegen die Vorstellung argumentiert, PDT sei veraltet oder unwirksam. Zudem liegt seit 2014 eine umfassende Cochrane-Übersichtsarbeit vor (Abbass, Hancock, Henderson, & Kisely, 2014). Diese konzentrierte sich auf Kurzzeit-Psychodynamische Psychotherapien (STPP) bei Erwachsenen mit unterschiedlichen häufigen psychischen Störungen. In die Analyse flossen 33 randomisierte kontrollierte Studien mit 2.173 Patienten ein (Abbass et al., 2014). Die Cochrane-Review fand, dass STPP im Vergleich zu Warteliste bzw. behandlungsüblicher Versorgung deutlich überlegen war, und zwar sowohl kurz- (bis 3 Monate) als auch mittel- (3–6 Monate) fristig. Interessanterweise nahmen die therapeutischen Gewinne langfristig tendenziell noch zu – viele Effekte waren bei längeren Follow-ups größer als direkt nach Therapie (Abbass et al., 2014). Allerdings waren nicht alle Vorteile im Langzeitverlauf statistisch signifikant und es bestand eine gewisse Heterogenität zwischen den Studien, weshalb die Autoren zur vorsichtigen Interpretation mahnten (Abbass et al., 2014). Insgesamt lautete das Fazit der Cochrane-Autoren, dass STPP „weitere vielversprechende Befunde“ für eine breite Anwendbarkeit erbringt, mit kleinen bis großen Verbesserungen für verschiedene Patientengruppen. Zugleich wurde auf methodische Grenzen hingewiesen (z. B. Variation in Behandlungsqualität, teils limitierte Daten) und der Bedarf an größeren, qualitativ hochwertigen RCTs mit klar definierten Diagnosen betont.
Die Wirksamkeit psychoanalytisch orientierter Therapien ist also empirisch gut belegt. PDT führt bei depressiven, Angst-, Persönlichkeits- und somatoformen Störungen zu signifikanten Verbesserungen gegenüber Kontrollbedingungen (Leichsenring et al., 2023). Gleichzeitig spricht die Gesamtevidenz dafür, dass psychodynamische Verfahren in der Größenordnung ihrer Effekte mit anderen evidenzbasierten Psychotherapien gleichziehen (Munder et al., 2018). Einschränkungen gibt es in einigen spezifischen Bereichen (z. B. weniger RCTs für bestimmte Diagnosen, methodische Schwächen einzelner Studien), doch diese betreffen alle Psychotherapieverfahren ähnlich und stellen kein exklusives Problem der PDT dar. Wichtig ist, dass neuere Evidenzmodelle auch sozial-emotionale Funktionsgewinne und Nachhaltigkeit berücksichtigen – Bereiche, in denen psychodynamische Therapien punkten können. So wurde etwa gezeigt, dass PDT nicht nur Symptome lindert, sondern auch Funktionsniveau und Mechanismen der Veränderung (z. B. Emotionsverarbeitung, interpersonelle Muster) positiv beeinflusst (Shedler, 2010; Keefe et al., 2014). Insgesamt untermauern diese Übersichtsarbeiten den Status der PDT als wissenschaftlich fundiertes Verfahren.
Meta-Analysen: Effektstärken und Vergleichbarkeit
Mehrere einflussreiche Meta-Analysen der letzten 10–15 Jahre haben die Wirksamkeit der psychoanalytischen/psychodynamischen Therapie quantifiziert. Ein zentraler Befund dabei: Die Effektstärken von PDT liegen im gleichen Bereich wie die anderer Therapien und häufig lassen sich anhaltende oder sogar zunehmende Effekte beobachten. Jonathan Shedlers (2010) Übersicht in American Psychologist fasste die damalige Evidenz prägnant zusammen: „Empirical evidence supports the efficacy of psychodynamic therapy. Effect sizes for psychodynamic therapy are as large as those of other therapies labeled as ‘empirically supported’. Zudem behalten Patienten ihre Fortschritte bei und verbessern sich nach Therapieende oft weiter.“. Shedler berichtete, basierend auf aggregierten Daten, eine typische Effektstärke von etwa 0,6–0,7 für die Symptomreduktion durch PDT im Vergleich zu unbehandelten Kontrollen. Diese Größenordnung entspricht mittleren bis größeren Effekten, ähnlich denen, die z. B. für KVT gefunden werden. Besonders hervorzuheben ist sein Befund, dass die Gewinne nach Ende der Therapie andauern oder sogar zunehmen – eine langfristige Nachreifung. Shedler argumentierte, dass die Vorstellung eines Mangels an Evidenz für Psychodynamik auf einer selektiven Dissemination von Forschungsergebnissen beruhe und nicht auf den Daten. Seine Arbeit gilt als wichtiger Wendepunkt, da sie das Bewusstsein schärfte, dass PDT empirisch konkurrenzfähig ist.
Beachtenswert sind auch Netzwerk-Meta-Analysen, welche mehrere Therapieformen simultan vergleichen. Eine große Analyse von Barth et al. (2013) wertete 198 Studien mit über 15.000 depressiven Patienten aus und verglich sieben Psychotherapieverfahren (darunter KVT, interpersonelle Therapie, Psychodynamische Therapie, lösungsfokussierte Therapie etc. Jede der untersuchten Therapien war signifikant besser als Warten (Effektstärken d = 0,62 bis 0,92 gegenüber Warteliste) – also moderate bis große Effekte . Die Unterschiede zwischen den Therapieverfahren untereinander waren hingegen minimal: Im Durchschnitt variierten die Effekte zwischen den Methoden nur um d = 0,01 bis 0,30 – also klinisch unbedeutende Differenzen. Keine Therapiekombination (mit Ausnahme IPT vs. supportive Therapie) zeigte einen eindeutigen Vorteil einer Methode . Im Klartext: Alle etablierten Psychotherapien halfen Patienten in ähnlichem Ausmaß. Die Autoren formulierten daher: “Our results are consistent with the notion that different psychotherapeutic interventions for depression have comparable benefits.” Gleichzeitig wurde angemerkt, dass die Robustheit der Evidenz zwischen den Therapien variiert – für einige (z. B. KVT, IPT) lagen mehr große Studien vor, während für andere (z. B. längerfristige psychoanalytische Therapien) weniger sehr große RCTs verfügbar seien. Dies spiegelt eher unterschiedliche Forschungsinvestitionen als tatsächliche Wirksamkeitsunterschiede wider. Insgesamt stützt auch diese Netzwerk-Analyse die Dodo-Vogel-These, dass “alle haben gewonnen und jeder bekommt einen Preis”, sofern die Therapien bona fide sind.
Psychodynamische Therapien zeigen gegenüber unbehandelten oder minimal behandelten Kontrollen konsistent mittlere bis große Effektstärken (d ~0,6–0,9) in der Symptomminderung. Diese Verbesserungen sind vergleichbar mit jenen anderer evidenzbasierter Therapien (CBT, IPT etc.), zwischen denen im Durchschnitt keine signifikanten Wirksamkeitsunterschiede bestehen. Wo kleine Differenzen gefunden wurden (z. B. minimal bessere Akutwirkung der Vergleichstherapie), gleichen sich diese meist über Follow-up-Zeiträume aus. Wichtig ist aber auch: Meta-Analysen können durch Faktoren wie Studienqualität, Allegianz und Publikationsbias beeinflusst sein. Einige frühere Meta-Analysen – meist von Vertreter*innen konkurrierender Schulen – hatten versucht, PDT als unterlegen darzustellen (z. B. Hofmann, 2012). Allerdings haben neuere, methodisch strengere Arbeiten diese Befunde relativiert (Kivlighan et al, 2015) . Beispielsweise zeigte eine Meta-Analyse unter Beteiligung von Forschern beider “Lager” (Munder et al., 2018) mittels formaler Äquivalenztests, dass psychodynamische Therapie und KVT tatsächlich als äquivalentgelten können, wenn strenge Kriterien angelegt und Allegianz-Einflüsse kontrolliert werden. In 23 RCTs mit 2751 Patienten zeigte sich statistische Äquivalenz im primären Outcome (Symptomzielwert) sowohl zum Therapieende (Effektgrößen-Differenz g = -0,15) als auch bei Follow-up (g = -0,05), jeweils innerhalb des vorab definierten Äquivalenzbereichs (Steinert, et al., 2017). Damit wurde formal untermauert, was in anderen Meta-Analysen bereits ersichtlich war – nämlich dass PDT ebenso wirksam ist wie die als „Goldstandard“ betrachteten Behandlungsansätze. Dieser Befund ist insofern bedeutsam, als er unter strenger Berücksichtigung von Studienqualität und Forscher-Allianzen erzielt wurde (die Autoren sprachen von einer “adversarial collaboration”zwischen Psychodynamik- und CBT-Vertretern).
Langzeitstudien und nachhaltige Therapieeffekte
Ein besonderes Kennzeichen psychoanalytisch orientierter Therapien ist ihr Anspruch auf tiefgreifende und dauerhafte Veränderungen, insbesondere bei lang andauernden oder hochfrequenten Formaten (z. B. psychoanalytische Langzeittherapie oder Psychoanalyse mit mehreren Sitzungen pro Woche). Daher kommt Langzeitstudien und prospektiven Verlaufsuntersuchungen eine große Bedeutung zu, um die Nachhaltigkeit und Reichweite der Behandlungseffekte abzubilden. Mehrere Studien haben gezeigt, dass die Wirkung von psychodynamischen Therapien mit der Zeit nicht abnimmt, sondern eher zunimmt. In der Cochrane-Review (Abbass et al., 2014) wurde bereits beobachtet, dass Kurzzeit-PDT oft einen Delayed Effect zeigt – manche Resultate waren im Langzeit-Follow-up stärker ausgeprägt als direkt nach Therapie . Auch Shedler (2010) betonte, dass Patienten nach Ende einer psychodynamischen Therapie häufig weiter verbesserten anstatt zu stagnieren oder rückfällig zu werden. Dieses Phänomen wird manchmal als „Nachreifung“ in der Nachbehandlungsphase interpretiert: Patienten internalisieren im Therapieverlauf gelernte Einsichten und setzen Entwicklungsprozesse fort, die über die formale Therapiezeit hinausreichen.
Längerfristige psychoanalytische Therapien (LTPP – long-term psychoanalytic/psychodynamic psychotherapy), die sich über Jahre erstrecken, wurden ebenfalls evaluiert. Eine systematische Übersichtsarbeit von de Maat et al. (2009) aggregierte 27 Studien (>5000 Patienten) zu längerfristigen analytischen Therapien. Hier wurden teils auch unkontrollierte oder naturalistische Studien einbezogen, um ein breites Bild zu erhalten. Die Ergebnisse zeigten große durchschnittliche Effekte: zum Therapieende betrug die mittlere Effektstärke ~0,78, beim spätesten Follow-up sogar ~0,94. Das heißt, Patienten zeigten im Schnitt fast eine Standardabweichung Verbesserung über die Behandlungsdauer und waren langfristig sogar noch besser gestellt. Bei genauerer Betrachtung unterschied de Maat zwischen Symptomreduktion und Persönlichkeitsänderung: Die Symptomverbesserung war deutlich ausgeprägt (ES ~1,0), während Persönlichkeitsveränderungen erwartungsgemäß kleiner ausfielen (ES ~0,5). Ähnliche Größenordnungen ergaben sich für klassische Psychoanalysen (hochfrequente Therapien): Hier sogar ES ~1,18 im Follow-up für Symptome, was auf sehr substanzielle Verbesserungen hindeutet. Die Erfolgsraten (Anteil der Patienten, die als gebessert/erholt galten) lagen je nach Kriterium bei ~55–70 % . Diese Zahlen sind beeindruckend – allerdings muss man anmerken, dass viele dieser Studien kein Kontrollgruppen-Design hatten. De Maat et al. relativierten daher 2013 in einer ausführlichen Meta-Analyse (Harvard Review of Psychiatry), dass zwar “substantial pre/post change” bei komplexen Störungen durch Psychoanalyse nachweisbar sei, jedoch die definitive Wirksamkeit mangels randomisierter Vergleiche noch empirisch untermauert werden müsse . Sie forderten mehr kontrollierte Forschung speziell zur klassischen Psychoanalyse. Nichtsdestotrotz stützen auch natürliche Verlaufsstudien die Annahme, dass lange, intensive psychodynamische Behandlungen tiefgreifende Veränderungen bewirken können – insbesondere bei Patient*innen mit chronischen oder komplexen Problematiken, für die kürzere Therapien eventuell nicht ausreichen.
Einige wichtige prospektive Langzeitstudien seien exemplarisch erwähnt:
- Die Helsinki Psychotherapy Study (Knekt et al., 2008) war eine große randomisierte Studie in Finnland, die kurze vs. lange Psychotherapieformen verglich. Über 300 Patienten mit Depressionen und Angststörungen wurden randomisiert auf Kurzzeit-PDT (ca. 20 Sitzungen), lösungsfokussierte Kurztherapie oder Langzeit-PDT (ca. 2 Jahre). Die Auswertung nach 3 Jahren zeigte, dass alle Gruppen deutliche Symptomreduktionen erzielten (z. B. ~51 % Reduktion im BDI-Depressionsscore). Interessanterweise war kurzfristig die Kurzzeittherapie effektiver im Symptomrückgang als die Langzeittherapie, die ja noch im Gange war. Erst über die Zeit holten die Langzeit-PDT-Patienten auf. Nach 3 Jahren war das Bild ausgeglichen, teils zeigten sich in bestimmten Bereichen bei der längeren Therapie nachhaltigere Effekte. Knekt et al. folgerten, dass Kurztherapien rascher wirken, längerfristige Therapien aber zu anhaltenderen Veränderungen führen können. In der Tat deuten spätere Auswertungen (5- und 10-Jahres-Follow-ups) darauf hin, dass Patienten mit höherer Problemkomplexität vom Langzeitansatz besonders profitieren – sie zeigten in einigen Parametern später bessere Outcomes als die Kurztherapie-Gruppe. Diese Studie liefert damit Evidenz, dass psychoanalytische Langzeittherapie ihre Stärken vor allem im längerfristigen Verlauf ausspielt, während Kurzzeit-PDT schnelle Effekte bringt.
- Die Tavistock Adult Depression Study (Fonagy et al 2015) untersuchte eine 18-monatige psychoanalytische Psychotherapie(wöchentlich) bei chronisch depressiven Patienten im Vergleich zu Behandlung üblich/Medikation. Nach Ende der Behandlung waren die Unterschiede noch moderat, aber bei 2-Jahres-Follow-up zeigten die psychoanalytisch Behandelten signifikant höhere Remissionsraten als die Kontrollgruppe. Dies unterstreicht den Nutzen einer längeren Nachbeobachtung: Die tiefgreifende Bearbeitung in der langen Therapie schlug sich verzögert in Symptombesserung nieder, während kurzfristig evtl. Pharmakotherapie ähnliches leistete. Diese Studie gilt als wichtiger Beleg dafür, dass selbst bei chronischen Verläufen eine psychoanalytische Therapie Veränderung bewirken kann, wo andere Ansätze oft unzureichend sind.
- Die Münchner Psychotherapie-Studie (Huber et al., 1997) und die Berliner Psychotherapie-Studie untersuchten in den 1990er/2000er Jahren vergleichend psychoanalytische und verhaltenstherapeutische Langzeitbehandlungen. In München wurden z. B. über 100 Patienten mit neurotischen Störungen randomisiert einer Psychoanalyse (3×/Woche, >2 Jahre) oder einer Verhaltenstherapie (>1 Jahr) zugewiesen. Beide Gruppenverbesserten sich deutlich, wobei es Unterschiede im Verlauf gab: Die VT-Gruppe profitierte früher auf Symptomskalen, die PA-Gruppe zeigte dafür bei Katamnesen weitergehende strukturelle Verbesserungen (z. B. im interpersonellen Bereich). Ähnliche Ergebnisse ergab die Berliner Studie für Anhedonie und Selbstwert. Zwar wurden diese Studien nicht alle in hochrangigen Journalen publiziert, aber sie flossen in die Bewertungsgremien in Deutschland ein und stützen die Langzeitwirksamkeit psychoanalytischer Ansätze.
- Naturalistische Verlaufsstudien: Die Deutsche Psychoanalytische Vereinigung (DPV) führte in den 2000ern eine große praxisnahe Studie durch, in der Behandlungsfälle aus ambulanten Praxen (Psychoanalyse und tiefenpsychologisch fundierte PT) prospektiv dokumentiert wurden (Leuzinger-Bohleber et al., 2001). Ergebnisse zeigten signifikante Verbesserungen in Symptombelastung und Objektbeziehungsmustern, die über Jahre stabil blieben. Auch deutsche Reha-Kliniken (z. B. Heiligenfeld) berichten in Outcome-Studien, dass psychoanalytisch orientierte stationäre Therapien bei Persönlichkeitsstörungen und chronischen Depressionen nachhaltige Effekte bis 3 Jahre nach Entlassung zeigen (z. B. weniger Klinikeinweisungen, höhere Erwerbsfähigkeit).
Insgesamt belegen Langzeitstudien, dass psychoanalytische Therapien nicht nur kurzfristig helfen, sondern tiefergehende Veränderungen bewirken können, die sich oft erst im längeren Verlauf voll entfalten. Gerade bei komplexen, chronischen Problemen (die oft mit Persönlichkeitsfaktoren zusammenhängen) scheint ein längeres psychodynamisches Arbeiten sinnvoll, um stabile Verbesserungen zu erreichen – was etliche 3- bis 5-Jahres-Follow-ups bestätigen. Gleichzeitig muss man anerkennen, dass solche Studien methodisch anspruchsvoll und teuer sind; viele haben kleinere Stichproben oder kein Randomisierungsdesign, was streng genommen die Evidenzstufe mindert . Dennoch ergibt sich ein konsistentes Bild: Langzeit-PDT führt zu robusten, anhaltenden Outcomes (z. B. weniger Rückfälle, reduzierter Medikamentenbedarf, verbesserte Lebensqualität) Jahre nach Therapieende. Einige Untersuchungen zeigen sogar gesundheitsökonomische Vorteile solcher intensiven Therapien (z. B. weniger Krankschreibungstage, geringere Inanspruchnahme somatischer Medizin) – dazu unten mehr.
Vergleich mit anderen Therapieverfahren: „Dodo-Bird“-These und Differenzen
Ein zentraler Aspekt der Diskussion um die Wirksamkeit ist der Vergleich psychoanalytischer Verfahren mit anderen Psychotherapieschulen, insbesondere KVT, aber auch humanistischen Ansätzen. Historisch gab es hier viel Kontroverse („Schulenstreit“), doch die empirische Forschung zeichnet ein eher versöhnliches Bild: Alle evidenzbasierten Verfahrenscheinen ungefähr gleich wirksam, mit meist keinen oder nur kleinen Unterschieden in den Effekten (Keefe et al. 2014). Die bereits genannten Meta-Analysen untermauern dies. Für Depressionen ergab sich nur ein geringer Vorteil anderer Therapien zum Post-Messzeitpunkt (d ≈ 0,3), der aber nach einigen Monaten verschwand. Für Angststörungen waren PDT und KVT praktisch identisch wirksam (Unterschied g ≈ 0.0). Im Allgemeinen bestätigt die große Netzwerk-Analyse von Barth et al. (2013) sehr deutlich die „Dodo-Bird-Verdict“: Unterschiede zwischen KVT, psychodynamischer Therapie, interpersoneller Therapie, problem-solving und anderen modernen Methoden sind statistisch nicht signifikant oder klinisch trivial (Barth et al., 2016). Die einzige signifikante Differenz dort war, dass Interpersonelle Therapie etwas besser abschnitt als rein supportive Therapie (d = -0,30) – letzteres ist plausibel, da supportive Therapie in Studien oft als kontrollähnliche Bedingung dient. Aber kein Unterschied zwischen z. B. psychodynamisch und kognitiv orientierten Verfahren erreichte eine bedeutsame Größe .
In der klinischen Praxis zeigt sich ebenfalls eine Angleichung: Viele Therapeuten integrieren Techniken verschiedener Schulen, und die Therapeutenvariable sowie Allianz tragen viel zum Outcome bei. So argumentieren manche Forscher, die Debatte „welche Schule ist besser“ verkenne, dass gemeinsame Wirkfaktoren (Empathie, Struktur, Beziehung, Hoffnung etc.) den Hauptteil des Erfolges ausmachen. Psychodynamiker betonen allerdings, dass gewisse tiefergehende Veränderungen (z. B. Persönlichkeitsänderungen) eher durch ihre Methode erreicht werden könnten, wohingegen Verhaltenstherapeuten auf die breitere empirische Absicherung ihrer Tools verweisen. Die Datenlage gibt aber keinemLager einen klaren Sieg.
Direkte Vergleiche in RCTs: Es gibt einige hochwertige Einzelstudien, die PDT und KVT direkt verglichen haben. Beispielhaft sei die Studie von Leichsenring et al. (2009) bei Panikstörung genannt: Hier zeigte die psychodynamische Therapie vergleichbare Besserungsraten wie die KVT; zu Behandlungsende war KVT etwas schneller im Reduzieren der Paniksymptome, aber bei Follow-up bestanden keine Unterschiede mehr. Eine neuere deutsche Studie (2017, Studie „LAC Depression“ von Leichsenring) verglich eine längere psychodynamische Therapie (18 Monate) mit KVT (8 Monate) bei chronisch depressiven Patienten: Am Therapieende war KVT im primären Outcome leicht überlegen, doch ein Jahr nach Abschluss gab es keine signifikanten Unterschiede, beide Gruppen hatten ähnlich profitiert – wobei nur die psychodynamische Gruppe eine weitere Verbesserung im Folgejahr zeigte, was auf eine Nachwirkungs-Dynamik hindeutet.
Allegiance-Effekte: Ein wichtiger methodischer Faktor bei Vergleichsstudien ist die Forscher-Allianz. Wenn Studien von einem enthusiastischen Vertreter der einen Schule durchgeführt werden, schneidet diese oft besser ab – ein gut dokumentierter Bias (Steinert et al., 2017). Eine Meta-Analyse von Munder et al. (2011) zeigte, dass bis zu 70 % der Varianz von Unterschiedseffekten zwischen Therapien durch Therapeuten-/Allegiance-Bias erklärbar sind. Neuere Studien versuchen dem entgegenzuwirken, z. B. durch multi-zentrische Teams aus unterschiedlichen Schulen (siehe Äquivalenz-Studie 2018 mit adversarial collaboration;. Wenn man solche Bias kontrolliert, zeigt sich eben meist Äquivalenz.
Humanistische Verfahren (Gesprächstherapie, Gestalt etc.) wurden in großen Metaanalysen seltener einzeln ausgewertet, sind aber oft in der Gruppe „others“ enthalten. Die Daten deuten darauf hin, dass klientenzentrierte Gesprächstherapie oder supportive Counseling etwas schwächere Effekte haben könnten als strukturiertere Ansätze wie PDT, KVT oder IPT – z. B. zeigte Barth et al. einen kleinen Vorteil von IPT gegenüber reiner Unterstützungstherapie (Barth et al., 2013). Dennoch sind auch humanistische Ansätze wirksam gegenüber keiner Behandlung. In der Praxis werden diese Ansätze heute häufiger integriert (z. B. Emotionsfokussierung) statt rein klassisch angewendet.
Insgesamt kann man sagen, dass PDT sich im Wettbewerbsvergleich nicht verstecken muss: Die meisten evidenzbasierten Verfahren bewegen sich in einem ähnlichen Wirksamkeitsband. Wo Unterschiede existieren, sind sie klein im Vergleich zu dem gemeinsamen Unterschied Therapie vs. keine Therapie, der eindeutig zugunsten von Therapie ausfällt. Diese Erkenntnis spiegelt sich auch in vermehrten Integrationsbestrebungen wider – z. B. dem Bemühen, transdiagnostische Faktoren oder gemeinsam genutzte Techniken herauszustellen. So wurde beispielsweise von psychodynamischer Seite ein “unified protocol” für emotionale Störungen entwickelt, das an CBT-Transdiagnostika angelehnt ist, während CBT-Therapeuten die Bedeutung von Schema, Bindung und Emotion (klassische PDT-Domänen) stärker anerkennen. Schließlich sei erwähnt, dass es spezielle Indikationsbereiche gibt, in denen bestimmte Verfahren favorisiert werden (z. B. Exposition bei Phobien, Mentalisierungsbasierte Therapie bei Borderline), doch selbst dort existieren alternativ psychodynamische Ansätze (z. B. MBT oder TFP). Diese Differenzierungen nach Störungsprofilgehen jedoch über die Frage der allgemeinen Wirksamkeit hinaus.
Leitlinien: Nationale und internationale Empfehlungen
Die heutige Evidenz spiegelt sich auch in den Behandlungsempfehlungen einschlägiger Leitlinien wider. Nationale und internationale Leitlinien bestätigen, dass psychoanalytisch fundierte Verfahren einen festen Platz im Versorgungskanon haben und für verschiedene Störungen empfohlen werden.
Deutschland (AWMF S3-Leitlinien/DGPPN): In den deutschsprachigen S3-Leitlinien werden psychodynamische Therapien gleichberechtigt neben KVT genannt. Beispielsweise hält etwa die Nationale Versorgungsleitlinie Depression fest: “Es gibt empirische Evidenz, dass Psychotherapie (kognitive Verhaltenstherapie [KVT], interpersonelle Therapie [IPT] und psychodynamische Kurzzeitpsychotherapie) wirksam ist” (Leitlinien.de). Entsprechend wird bei leichten bis mittelschweren Episoden eine dieser Therapien als First-Line empfohlen (je nach Patientenpräferenz) und bei schweren Verläufen eine Kombination mit Pharmakotherapie. Die S3-Leitlinie Angst (2014) empfiehlt KVT und PDT für Panikstörung und soziale Phobie, die S3-Leitlinie Persönlichkeitsstörungen (2019) nennt TFP, MBT und DBT als Kernansätze. Somit sind deutsche Leitlinien schulenübergreifend. Darüber hinaus hat der Wissenschaftliche Beirat Psychotherapie (WBP) PDT schon Ende der 1990er als “wissenschaftlich anerkannt” für mehrere Störungsbereiche zertifiziert – eine Grundlage dafür, dass PDT in der Regelversorgung von den Kassen übernommen wird. Detailliert finden Sie eine Tabelle zu den einzelnen Leitlinien einzelner Störungen unten.
USA – APA und andere: In den USA geben Institutionen wie die American Psychiatric Association (APA) klinische Praxisleitlinien für einzelne Störungen heraus. Die APA-Leitlinie zur Major Depression (2010, Update in Arbeit) erwähnt neben Pharmakotherapie ausdrücklich Kurzzeit-Psychodynamische Psychotherapie als empirisch gestützte Option. Die American Psychological Association (2019) führt PDT in ihren Depressions-Leitlinien als empfohlene Methode unter den evidenzbasierten Verfahren für Erwachsene. Auch in der Division 12-Liste der APA gelten mittlerweile verschiedene psychodynamische Therapien als empirically supported treatments(z. B. IPT für Depression, MBT für Borderline).
UK – NICE: Das National Institute for Health and Care Excellence (NICE) war lange stark KVT-orientiert. In neueren Versionen seiner Leitlinien ist STPP (Short-Term Psychodynamic Psychotherapy) jedoch als eine von mehreren empfohlenen Psychotherapie-Interventionen für Depression aufgeführt (NICE, 2022, Malhi et al., 2023). Obwohl NICE aus Kosten-Nutzen-Sicht häufig KVT priorisiert, ist es bedeutsam, dass PDT-Ansätze überhaupt Einzug gefunden haben. Für schwere Depression nennt NICE STPP als Zusatzoption bei chronischen Verläufen oder Therapieresistenz. Andere NICE-Leitlinien (z. B. zu Borderline, Essstörungen) berücksichtigen MBT, TFP oder fokale psychodynamische Therapie.
Andere internationale Leitlinien (z. B. Kanada, Australien) schließen PDT mittlerweile in ihren Empfehlungen mit ein. Die WHO (Mental Health Action Plan) sieht psychodynamische Psychotherapie als etablierten Ansatz, sofern genügend qualifizierte Therapeuten vorhanden sind.
Fachliche Leitlinien weltweit haben psychoanalytische/psychodynamische Therapien als wirksame Behandlungsoption anerkannt. In den meisten Leitlinien werden sie zumindest als gleichwertige Alternative zu anderen Verfahren aufgeführt. In Deutschland besteht durch die duale Versorgung (Tiefenpsychologie & Verhaltenstherapie) bereits seit Langem ein pluralistisches Angebot, während Länder mit vorwiegend KVT-basierter Versorgung (z. B. Großbritannien) PDT erst in jüngerer Zeit integrieren.
Hier nun die Zusammenstellung der deutschen Leitlinien.
1. Depressive Störungen
Relevante Leitlinien:
- S3/Nationale VersorgungsLeitlinie (NVL) Unipolare Depression (2015)
- DGPPN/BÄK Leitlinie (2015)
- APA (2010), NICE (Updated 2022)
Empfehlungen & Evidenz (national & international):
- Psychotherapie (KVT, IPT, psychodynamische Kurzzeittherapie) als Soll-Empfehlung (A) bei leichten/mittelschweren Depressionen.
- Bei schweren Depressionen Kombination aus Medikation & Psychotherapie.
- Evidenzgrad Ia (zahlreiche RCTs, Meta-Analysen).
- Internationale Leitlinien (APA/NICE) akzeptieren psychodynamische Therapien als Option.
Zentrale Studien:
- Driessen et al. (2010, 2015): >50 RCTs zu Kurzzeit-PDT bei Depression; Wirksamkeit vergleichbar KVT.
- Shedler (2010): Review zeigt langfristige Effekte psychodynamischer Therapien.
- Cochrane 2015: PDT vs. Kontrollgruppen = hohe Effektstärken.
Historisch/politisch:
International: PDT zeitweise geringer verbreitet, inzwischen Wiederentdeckung dank positiver Daten.
In Deutschland seit langem Gleichberechtigung von VT & PA (Sozialrecht).
2. Angststörungen (Panikstörung, Agoraphobie, soziale Phobie, GAS, spezifische Phobien)
Relevante Leitlinien:
- S3 Leitlinie Angststörungen (DGPPN 2014)
- NICE (2011/2013), APA
Empfehlungen & Evidenz (national & international):
- KVT mit Exposition = Goldstandard (A).
- Psychodynamische Therapie (PDT) als Kann-Empfehlung (B) bei Panik/Agoraphobie (wenn KVT nicht greift oder abgelehnt).
- Bei sozialer Phobie/GAS: PDT zurückhaltend erwähnt.
- Panik: Ib-Evidenz (Milrod u. a.); Soziale Phobie/GAS: eher IIa–IIb.
Zentrale Studien:
- Milrod et al. (2007, 2016): RCTs zu „Panic-Focused Psychodynamic Psychotherapy“ (PFPP) → signifikante Besserung.
- Leichsenring et al. (2014): PDT vs. KVT bei sozialer Phobie (n=495) → nahezu ähnlich wirksam.
- Keefe et al. (2019): Meta-Analyse → PDT ≈ KVT bei Angstsymptomen.
Historisch/politisch:
PDT-Manuale für Angststörungen erst ab 2000er → noch weniger stark in Leitlinien.
Expositionsverfahren (VT) dominierten Leitlinien seit den 1960ern.
3. Zwangsstörungen (OCD)
Relevante Leitlinien:
- S3 Leitlinie Zwangsstörungen (DGPPN 2013, rev. 2022)
- NICE (2005, Updates)
Empfehlungen & Evidenz (national & international):
- KVT mit Exposition/Ritualverhinderung als Soll-Empfehlung (A), ~60–70 % Symptomreduktion.
- Psychoanalytische Verfahren: keine offizielle Empfehlung (mangelnde RCT-Belege).
- PDT-Evidenz: III–IV; NICE (2005) nennt PDT nicht als Standard.
Zentrale Studien:
- Meyer (1966): Historischer Durchbruch der Expositionstherapie.
- Abbass (2021): Pilotstudien zu PDT, noch keine groß angelegten RCTs.
Historisch/politisch:
Schulkontroversen seit 1970ern; psychoanalytische Deutungen von Zwangssymptomen meist kasuistisch belegt.
Verhaltenstherapie früh sehr erfolgreich, Forschung zu PDT blieb nachrangig.
4. Posttraumatische Belastungsstörung
Relevante Leitlinien:
S3 Leitlinie PTBS (2011/Update 2019)ISTSS Guidelines (2019), NICE PTSD (2018)
Traumafokussierte KVT oder EMDR als erste Wahl (Soll).Psychodynamische Traumatherapie: selten explizit empfohlen (wenige RCTs, 1–2). Kann erwogen werden, wenn Exposition nicht umsetzbar oder abgelehnt.
Brom et al. (1989): PDT ~ KVT ~ Hypnose in kleiner Stichprobe.Halvorsen et al. (2019): PDT nicht signifikant unterlegen gegenüber KVT (Non-Inferiority-Design).Stein et al. (2011): Brief Psychodynamic Psychotherapy zeigt Besserung, jedoch weniger robust als Exposition.
Psychoanalyse war skeptisch gegenüber direkter Trauma-Konfrontation (Furcht vor Re-Traumatisierung).EMDR/KVT erhielten viel Forschungsförderung (z. B. Militär). PDT blieb unterrepräsentiert.Aktueller Trend: Kombination aus Stabilisierung, Exposition und psychodynamischer Beziehungsklärung.
5. Essstörungen (Anorexie, Bulimie, Binge-Eating)
Relevante Leitlinien:
- S3 Leitlinie Essstörungen (DGPM/DGKV 2018)
- NICE Eating Disorders (2017)
Empfehlungen & Evidenz (national & international):
- Anorexie: Psychotherapie obligat. Empfohlen u. a. KVT, fokale analytische PT (FPT). (B)
- Bulimie/Binge: KVT als erste Wahl (A), IPT zweite Wahl (B). PDT = Kann-Empfehlung (0), wenn KVT/IPT nicht verfügbar/nicht anspricht.
- AN: Ib (ANTOP-Studie). BN/BES: PDT meist IIb.
Zentrale Studien:
- Zipfel et al. (2014, ANTOP): Fokale Psychoanalyse ≈ KVT bzgl. Gewicht und Follow-up bei Anorexie.
- Dare et al. (2001): PDT bei Bulimie ähnlich wirksam wie KVT über längeren Zeitraum.
- Wonderlich et al. (2010): Insight-oriented therapy vs. KVT bei Binge-Eating mit moderaten Erfolgen.
Historisch/politisch:
PDT in Leitlinien unterrepräsentiert, trotz positiver Einzelergebnisse → wenig große RCTs.
D/UK: Psychosomatik-Tradition (fokale PA bei AN).
BN/BES-Forschung stark KVT-dominiert (Fairburn).
6. Somatoforme Störungen (Somatische Belastungsstörung, funktionelle Syndrome)
Relevante Leitlinien:
- S3-Leitlinie „nicht-spezifische, funktionelle …“ (ÄZQ 2012)
Empfehlungen & Evidenz (national & international):
- Psychotherapie allgemein als Kernbehandlung, ohne klare Priorität.
- PDT wird als Option genannt; Datenlage heterogen.
- Kurz-PDT teils hohe Effektstärken (Meta Abbass 2009), KVT ebenso moderate/gute Effekte (Cochrane).
Zentrale Studien:
- Abbass et al. (2009): Meta-Analyse zu Kurz-PDT; große Effektstärken (~0,69) + geringere Arztbesuche.
- Kleinstäuber et al. (2011, Cochrane): KVT moderate Effekte.
- Scheidt et al. (2013): RCT zu PDT bei Fibromyalgie & Depression.
Historisch/politisch:
Uneinheitliche Studien (verschiedene Syndrome, Outcomes schwer vergleichbar) → Leitlinien halten sich meist offen.
In Deutschland starke psychodynamische Psychosomatik.
7. Persönlichkeitsstörungen
Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS)
Relevante Leitlinien:
- S3 Leitlinie Borderline-PS (DGPPN 2021)
- BÄK (2020), NICE BPD (2009/aktual. geplant)
Empfehlungen & Evidenz (national & international):
- Spezialisierte Psychotherapie (KVT-basierte DBT, MBT, TFP, Schema-Therapie). Alle ähnlich wirksam (A/B).
- Keine Methode klar überlegen, Medikation eher unterstützend.
- MBT/TFP: Ib-Evidenz, DBT: lange Forschungstradition (Linehan).
Zentrale Studien:
- Clarkin et al. (2007): TFP vs. DBT vs. Support, alle wirksam, TFP → mehr Persönlichkeitsänderungen.
- Bateman & Fonagy (1999, 2008): MBT senkt Selbstverletzung/Hospitalisierung.
- Oud et al. (2018): Meta-Analyse → spezialisierte Therapien haben mittlere bis hohe Effektstärken (~0,6).
Historisch/politisch:
- BPS galt früher als „unbehandelbar“.
- DBT (Linehan) eröffnete neue Wege, psychoanalytische Modelle (Kernberg/Fonagy) zogen nach mit manualisierten Ansätzen.
- Deutsche Leitlinie: Pluralismus zwischen VT & PA.
8. Schizophrenie / psychotische Störungen
Relevante Leitlinien:
- S3 Leitlinie Schizophrenie (DGPPN 2019)
- NICE (2014)
Empfehlungen & Evidenz (national & international):
- Antipsychotika, Psychoedukation, KVTp (kognitive VT für Psychosen), Familienintervention = multimodaler Standard.
- Psychoanalytische Einzeltherapie wird nicht empfohlen (keine RCTs).
- PDT-Evidenz: III–IV; NICE erwähnt PDT nicht.
Zentrale Studien:
- Jauhar et al. (2014): Meta-Analyse KVT bei Schizophrenie: kleine bis moderate Effekte auf Positivsymptome.
- Für PDT kaum moderne RCTs (Karon 2001: Fallserien).
Historisch/politisch:
In Frankreich/Schweiz teils psychoanalytische Tradition, aber nicht RCT-basiert.
Mitte 20. Jh. psychoanalytische Experimente ohne Neuroleptika → wenig Wirksamkeit.
Seit 1970ern „biologische Wende“, Fokus auf Medikamenten & VT-Ansätzen.
9. Sucht / Substanzgebrauchsstörungen
Relevante Leitlinien:
- S3 Leitlinie Alkoholstörung (AWMF 2016), S3 Leitlinie Drogen (in Arbeit)
- NICE Alcohol (2011), APA (2019)
Empfehlungen & Evidenz (national & international):
- Entzug, motivierende Gesprächsführung (MI), KVT-Rückfallprävention, 12-Schritte-Programm.
- Psychoanalytische Langzeittherapien nicht offiziell empfohlen, da kaum RCT-Daten.
- PDT-Evidenz: III–IV; eher bei Komorbiditäten (z. B. Depression, BPS).
Zentrale Studien:
- Project MATCH (1997): KVT, MI, 12-Schritte wirksam; PA nicht untersucht.
- Crits-Christoph (1999): Supportive-Expressive (PDT) + Methadon ~ KVT-Effekte bei Opiatabhängigkeit.
Historisch/politisch:
Forschungslücke: Abstinenz oft kurzfristig gemessen, psychoanalytische Konzepte eher auf längerfristige Persönlichkeitsarbeit ausgerichtet.
Suchtbehandlung stark geprägt durch 12-Schritte-Ansätze (AA) und verhaltenstherapeutische Programme.
PDT mit weniger Fokus auf Abstinenz-Erhaltung → wenig erforscht.
Abkürzungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
WL: Wartelisten-Kontrollbedingung
AWMF: Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften
BÄK: Bundesärztekammer
BES: Binge-Eating-Störung
BPS: Borderline-Persönlichkeitsstörung
CBT / KVT: Cognitive(-Behavioral) Therapy / Kognitive Verhaltenstherapie
DBT: Dialektisch-Behaviorale Therapie (Linehan)
DGKP / DGPM / DGPPN: Deutsche Gesellschaft für … (Krankheitslehre/Psychosomatik/Psychiatrie und Psychotherapie)
EMDR: Eye Movement Desensitization and Reprocessing
FPT: Fokale psychodynamische Therapie
GAS: Generalisierte Angststörung
IPT: Interpersonelle Therapie
ISTSS: International Society for Traumatic Stress Studies
Kasuistik: Einzelfallbeschreibung
MBT: Mentalisierungsbasierte Therapie
NICE: National Institute for Health and Care Excellence (UK)
NVL: Nationale VersorgungsLeitlinie
PA / PDT: Psychoanalyse / Psychodynamische Therapie
PTBS (PTSD): Posttraumatische Belastungsstörung (Post-Traumatic Stress Disorder)
RCT: Randomisiert-kontrollierte Studie
S3-Leitlinie: Höchste Evidenzstufe der AWMF-Leitlinien, interdisziplinärer Konsens
ST: Schematherapie
TAU: Treatment as Usual (Regelbehandlung)
TFP: Übertragungsfokussierte Psychotherapie (Transference-Focused Psychotherapy)
VT: Verhaltenstherapie
Historisch-politischer Kontext der Psychotherapieforschung
Die Diskussion um die Wirksamkeit psychoanalytischer Therapie ist eng mit historischen und politischen Entwicklungen verknüpft. In der Mitte des 20. Jahrhunderts dominierte Psychoanalyse die Psychotherapie, jedoch ohneformale Wirksamkeitsstudien. Behavioristen und KVT-Vertreter setzten in den 1960er/70er Jahren auf manualisierte Kurzzeitverfahren, die sich gut in RCTs überprüfen ließen. Dadurch entstand ein Forschungsgefälle zulasten der Psychodynamik (Shedler, 2010). In den USA führte dies in den 1990ern zu Listen “empirically supported treatments” (APA), auf denen PDT kaum auftauchte. In Großbritannien (NHS, IAPT) wurde KVT forciert, teilweise aus der Annahme, diese sei die einzigeempirisch abgesicherte Methode. Forschungsförderung floss überproportional in KVT-Studien, was die Datengrundlage für PDT weiter benachteiligte. In Deutschland hingegen wurde psychoanalytische Therapie durch den Wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie bereits Ende der 1990er als wirksam anerkannt, weshalb sie in die Regelversorgung gelangte. Dennoch standen sich auch hier Behavioristen und Analytiker teils ideologisch gegenüber. Ab den 2000er Jahren intensivierten psychoanalytische Institute ihre Bemühungen, RCTs und Meta-Analysendurchzuführen, manualisierte Kurzzeitformen (z. B. Supportive-Expressive Therapy) zu testen und Outcome-Forschung in eigenen Ambulanzen voranzutreiben (Leichsenring & Rabung, 2008; Abbass, Town, Shedler u. a.). Dadurch entstanden mehrere Publikationen, die PDT als empirisch konkurrenzfähig darstellten. Auch methodische Standards (Manuale, OPD-Diagnostik, Adhärenzskalen etc.) wurden adaptiert, um psychodynamische Therapie prüfbar zu machen (s. Leichsenring et al, 2023). Das war ein Kulturwandel innerhalb psychoanalytischer Kreise, die vormals skeptisch gegenüber experimentellen Studien waren. Heute besteht ein Konsens, dass nicht jede lange, unstrukturierte Analyse unüberprüfbar ist; vielmehr lässt sich psychoanalytisches Arbeiten standardisiert und qualitätsgesichert erforschen. Politisch führte dies zu einer Aufwertung der PDT in verschiedenen Ländern. In Deutschland war die Pluralität ohnehin gesichert, in Großbritannien und den USA gewann PDT neu an Akzeptanz (z. B. NICE-Empfehlung für STPP, APA-Leitlinien). Der frühere Schulenstreit tritt zunehmend in den Hintergrund zugunsten einer integrativen Perspektive, bei der sich Verfahren gegenseitig bereichern (z. B. Emotion, Bindung, Beziehung in KVT).
Methodische Besonderheiten und Forschungslücken
Obwohl die Wirksamkeit nun gut belegt ist, gibt es bei der Messung und Erforschung psychoanalytischer Therapie besondere Aspekte:
Messung „tiefgreifender“ Veränderungen: Psychoanalytische Therapien zielen auf Veränderungen in Bereichen wie unbewussten Konflikten, Beziehungsmustern, Selbst- und Objektwahrnehmung und Persönlichkeitsstruktur. Solche Veränderungen sind mit standardisierten Symptomfragebögen nur indirekt zu fassen. Studien zeigen zwar, dass auch Persönlichkeitsmaße sich verändern (z.B. Rückgang pathologischer Persönlichkeitszüge, Zuwachs an Reflexionsfähigkeit), jedoch sind die Effektstärken hier erwartungsgemäß geringer als bei akuten Symptomen. So fand de Maat (2009) z.B. d = 0,54 für Persönlichkeitsveränderung vs. d >1,0 für Symptomrückgang in LTPP. Ein Grund: Persönlichkeit ist träger und Veränderungen manifestieren sich subtiler. Daher fordern einige Forscher, Outcome-Forschung nicht allein an Symptomreduktion zu bemessen, sondern mehrdimensionale Erfolgskriterien einzubeziehen – etwa Verbesserungen in Beziehungen, Arbeitsfähigkeit, allgemeinem Wohlbefinden, Strukturniveau (OPD) usw. Einige neuere RCTs tun dies bereits (z.B. messen sie neben BDI oder HAM-D auch die interpersonelle Funktionsfähigkeit mittels Inventaren). Die empirische Integration solcher tiefenpsychologischen Outcome-Kriterien steht aber noch am Anfang, sodass ein großer Teil der Evidenz zwangsläufig auf Symptommaßen beruht. Hier könnte die PDT in Zukunft ihre Stärken noch besser nachweisen, wenn validierte Instrumente für strukturelle Veränderungen breiter eingesetzt werden.
Unbewusste Prozesse erfassen: Ein Kernelement der Psychoanalyse ist die Arbeit mit Unbewusstem (z.B. Abwehrmechanismen, Übertragung/Gegenübertragung). Diese Vorgänge sind per se schwer quantifizierbar. Forschungsansätze verwenden projektive Tests (TAT, Rorschach), oder messen z.B. Veränderungen in der Trauminhalt-Qualität oder impliziten Assoziationen. Bisher fließt das kaum in Wirksamkeitsstudien ein, da diese meist auf manifestes Befinden fokussieren. Forschungslücke: Inwieweit psychoanalytische Therapie tatsächlich unbewusste Konflikte auflöst, ist empirisch noch wenig direkt belegbar – wir schließen darauf meist aus den Symptomerfolgen und Funktionsverbesserungen. Hier besteht methodischer Entwicklungsbedarf, um die einzigartigen Wirkbereiche der PDT (Unbewusstes, Symbolisierung, affektive Durcharbeitung) empirisch greifbar zu machen.
Lange Behandlungsdauer: Psychoanalysen und längere TP dauern oft 1–3 Jahre oder noch länger. In dieser Zeit können spontane Veränderungen auftreten oder andere Hilfen in Anspruch genommen werden. Die Kontrollierung von Einflussfaktoren über so lange Zeiträume ist eine Herausforderung (Stichwort: „historische Maturation“). In RCTs mit langen Therapien lässt sich Verblindung und strikte Protokolltreue schwerer halten als in 12-Wochen-Programmen. Deswegen gibt es weniger randomisiert-kontrollierte Studien zu wirklich langdauernden psychoanalytischen Behandlungen – ethisch schwierig wäre z.B. jemand 2 Jahre auf Warteliste zu halten. Oft wurden daher quasi-experimentelle Designs genutzt (Vergleich mit TAU, Prä-Post-Vergleiche, naturalistische Kohorten). Methodisch puristisch gesehen sind das keine Level-1-Evidenzen, aber praktisch oft die machbarsten. Lücke: Streng kontrollierte Langzeit-RCTs (ggf. mit adaptiven Designs) wären wünschenswert, um den zusätzlichen Nutzen sehr langer Therapien vs. kürzerer sicher zu quantifizieren. Hier arbeitet man z.B. mit Individual Patient Data Meta-Analysen (zusammengelegte Einzelfalldaten aus Studien) und komplexen statistischen Modellen, um trotz heterogener Studiendesigns Aussagen zu treffen – ein solcher IPD-Meta-Ansatz zu LTPP ist in Arbeit (Krakau et al., 2023)
Manualisierte vs. individualisierte Therapie: Ein Kritikpunkt war lange, psychoanalytische Therapien seien kaum manualisierbar, was die Reproduzierbarkeit erschwert. Inzwischen gibt es jedoch manualisierte Kurzzeitansätze (z.B. Mann’s time-limited psychotherapy, Luborsky’s Supportive-Expressive Therapy, OPD-basierte Kurzzeittherapie), die in Studien eingesetzt wurden. Diese Manuale bilden einen psychoanalytischen Fokus strukturiert ab (z.B. Luborsky’s Core Conflictual Relationship Theme). Studien nutzten solche Leitfäden und zeigten gute Erfolge. Allerdings argumentieren Traditionalisten, dass die individuenzentrierte Flexibilität psychoanalytischer Therapie ein Wirkfaktor sei, der durch starre Manuals nicht abgebildet wird. Die Forschung versucht daher, Therapietreue zu messen ohne die Individualisierung zu verlieren – z.B. mittels Adhärenzraten (die zeigen, ob wichtige Interventionstypen vorkamen). In der Umbrella-Review 2023 von Leichensringe et al. wurde festgestellt, dass die meisten neueren PDT-Studien eine hohe Behandlungstreue und Qualität aufwiesen (Manual genutzt in 89% der Studien; erfahrene Therapeuten in 89%; Supervision in 72%). Das widerlegt das Vorurteil, PDT-Studien seien „wild west“. Trotzdem bleibt eine gewisse Spannung zwischen Standardisierung und Flexibilität: Psychoanalytische Therapie wird idR an den individuellen Patienten angepasst, was die Vergleichbarkeit erschwert – aber es gibt methodische Wege, dies in Studien zuzulassen (z.B. durch vorab definierte prinzipiengeleitete Therapie statt starrer Session-für-Session-Vorgaben). Hier ist die methodische Besonderheit, dass Outcome-Forschung sich anpassen musste, um der Natur der psychoanalytischen Behandlung gerecht zu werden. Dieser Prozess ist im Gange und hat bereits ganz brauchbare Formen angenommen.
Therapeut*in-Patient*in-Passung: In der Praxis ist bekannt, dass nicht jeder Patient für eine psychoanalytische Therapie geeignet ist (Stichwort Indikation). Forschung versucht, Prädiktoren für den Therapieerfolg zu identifizieren: z.B. profitieren Patienten mit hohem Reflexionsniveau evtl. mehr von PDT, während andere von strukturierteren Ansätzen mehr Nutzen ziehen. Bisher sind solche Differentialindikationen aber unscharf. Einige Befunde: Chronifizierte, komplex traumatisierte Patienten scheinen von langen psychodynamischen Therapien zu profitieren, während z.B. phobische Störungen ohne Persönlichkeitsproblematik auch in Kurzzeit-KVT exzellent behandelbar sind – das entspricht der klinischen Erfahrung. Allerdings haben RCTs oft heterogene Stichproben; Subgruppenanalysen sind schwierig wegen begrenzter Fallzahl. Künftig wären „personalized psychotherapy“-Studien sinnvoll, die Merkmale suchen, welcher Patient mit welcher Methode am besten fährt (sog. treatment matching). Das ist eine offene Forschungsfrage, die sowohl PDT- als auch KVT-Forschung beschäftigt.
Allegiance und Blinding: In Psychotherapiestudien kann man die Patienten nicht verblinden für die Therapieart (sie merken ja, ob sie z.B. Expositionsübungen machen oder über Kindheit sprechen). Auch die Therapeuten sind natürlich nicht verblindet. Verblendet werden können oft nur die Outcome-Rater (wenn Fremdbeurteilung eingesetzt wird). Viele PDT-Studien nutzen blinde Rater für Symptome (z.B. HAM-D Interviewer, die nicht wissen welche Therapie der Patient hatte). Wo das nicht der Fall war, bestehen Bias-Risiken. Die Qualität hat sich aber verbessert: Laut Umbrella-Review hatten rund 71% der neueren Studien verblindete Beurteiler oder nur Selbstratings (die zumindest keinen Beobachterbias haben). Allegianz der Forscher bleibt ein Thema: Es gibt den Vorwurf, psychodynamische Studien würden ihre Therapieseite bevorteilen, und umgekehrt. Die beste Gegenmaßnahme sind unabhängige Vergleiche oder Kollaborationen. Hier hat die Szene gelernt – viele neuere RCTs wurden multi-universitär aufgestellt (z.B. die Studien von Wolfgang Lutz und Kollegen zur Depressionsbehandlung, oder internationale Konsortien für PDT bei Persönlichkeitstörungen). Dennoch: Bei der Interpretation von Ergebnissen muss man leicht differentielle Effekte auch vor dem Hintergrund möglicher Allegianz-Bias sehen. Wenn z.B. eine von CBT-Therapeuten durchgeführte Studie kleine Vorteile für CBT findet, könnte dies an deren Expertise liegen; und vice versa.
Nebenwirkungen und Abbrüche: Ein Aspekt, der oft unterbeleuchtet war, sind unerwünschte Wirkungen von Psychotherapie. Psychoanalytische Therapie kann sehr konfrontativ-intrapsychisch sein, was bei instabilen Patienten auch zu Überforderung führen kann (etwa vorübergehende Symptomverschlechterung). Die meisten Studien berichten allerdings keine höheren Abbruchraten für PDT als für andere Therapien. In Keefes Angst-Meta waren Dropout-Raten vergleichbar, in Driessens Depression-Meta ebenso. Einzelne RCTs zeigen sogar niedrigere Abbruchquoten in PDT im Vergleich zu manualisierten KVT (möglicherweise, weil PDT mehr auf die Beziehung eingeht und flexibler reagieren kann). Quantitative Analysen deuten an, dass Abbruch eher vom Patientenmerkmalen als vom Therapieansatz abhängt. Dennoch ist dies ein wichtiger Forschungsbereich: Die systematische Erfassung von Nebenwirkungen (z.B. Suizidalitätsanstieg, Abhängigkeiten) in Psychoanalyse-Studien steckt noch in den Anfängen. Bisherige Daten (Umbrella-Review) zeigen keine Häufung schwerer negativer Ereignisse in PDT – teils wurde explizit berichtet, dass keinerlei adverse events auftraten. Das legt nahe, dass PDT sicher ist, wenn Indikation und Durchführung stimmen.
Kosten-Nutzen-Analyse: Psychoanalytische Langzeittherapien sind ressourcenintensiv. Ein methodisch und politisch wichtiger Punkt ist daher die Kostenwirksamkeit. Studien haben hier überraschend positive Befunde geliefert: Trotz hoher initialer Kosten sparen erfolgreiche Therapien später oft Kosten ein (weniger Krankenhausaufenthalte, weniger Disability Days etc.). Z.B. zeigte eine Analyse von de Maat (2008), dass nach Langzeit-PPT die Inanspruchnahme des Gesundheitswesens signifikant sank (55% weniger Arztbesuche). Die Umbrella-Review 2023 identifizierte mehrere Studien, die Kosten-Effektivität belegen: Zwei RCTs zeigten, dass PDT bei Persönlichkeitsstörungen und bei „high utilizers“ des psychiatrischen Systems kosteneffektiv war – sprich, die Ausgaben amortisierten sich durch eingesparte Folgekosten (Leuzinger Bohleber et al, 2001) Ein RCT fand auch PDT ist kosteneffektiv bei therapieresistenter Depression gegenüber TAU. In einer anderen Untersuchung war kein Kostenunterschied zwischen PDT und einer lösungsfokussierten Kurztherapie für Angstpatienten feststellbar. Diese Befunde sind vorläufig, da Kostenanalysen komplex sind (unterschiedliche Gesundheitssysteme etc.). Aber sie widersprechen der Annahme, Psychoanalyse sei “Luxus” ohne ökonomischen Gegenwert. Im Gegenteil könnte eine erfolgreiche tiefenpsychologische Therapie langfristig Kosten senken, indem sie Chronifizierungen verhindert und die allgemeine Gesundheit verbessert. Leitlinien wie NICE berücksichtigen diese Analysen – daher wurde STPP in NICE Depression 2022 trotz geringerer Studienanzahl als kosten-effektiv genug eingestuft, um empfohlen zu werden, jedoch hinter Verhaltensaktivierung, die als noch kosteneffizienter bewertet wurde. Hier sind also auch gesundheitsökonomische Studien weiter nötig, um z.B. Nutzen von Langzeittherapie über 10 Jahre gegenüber sequenziellen Kurzinterventionen zu vergleichen.
Forschungslücken: Trotz der guten Evidenz gibt es natürlich Bereiche, in denen Daten fehlen. Zum Beispiel: Zwangsstörungen und PTSD – hier existieren erst vereinzelt RCTs zur PDT (z.B. eine kleine Studie zu psychodynamischer Therapie bei PTSD zeigte Nicht-Unterlegenheit gegenüber KVT, aber das Feld ist dünn). Bipolare Störung oder Schizophrenie – hier werden psychodynamische Ansätze seltener eingesetzt; es gibt aber z.B. zur supportive psychodynamic therapy bei Schizophrenie Ansätze, die in Cambridge evaluiert wurden, jedoch noch nicht breit. Kinder- und Jugendpsychotherapie: Die Evidenz für psychodynamische Kindertherapie ist geringer als für Verhaltenstherapie, u.a. weil Studiendesigns schwieriger sind (weniger Manuale, ethische Bedenken). Eine aktuelle Meta-Analyse (2021) fand aber, dass auch bei Kindern und Jugendlichen psychodynamische Therapien wirksam sind, allerdings variabler je nach Störung. Technische Innovationen: Wie wirkt PDT über Internet? Erste Studien zu Internet-PDT bei Angst zeigten einen kleinen Effekt vs. Wartebedingung (g ~0,32) und Gleichwertigkeit zu Internet-KVT bei generalisierter Angst (Leichsenring et al. 2023). Das Feld der Online-Psychodynamik steht aber erst am Anfang. Mechanismen: Was genau bewirkt die Veränderung in PDT? Hier gibt es Prozessforschung, z.B. zum Einfluss der therapeutischen Allianz (die sich in langen Therapien über die Zeit verstärkt und dann Outcome vorhersagt) oder zum Beitrag von Einsichtsprozessen. Es ist bekannt, dass z.B. das Erkennen unbewusster Beziehungsmuster in Stunde X oft erst später zu Symptombesserung in Stunde Y führt – solche Mediationsanalysen bestätigen gewisse Theoriemodelle. Dennoch sind die genauen Wirkmechanismen weiterhin ein Forschungsthema – übrigens ebenso bei KVT (wo Mechanismen manchmal nicht deckungsgleich mit Theorien sind).
Schließlich bleibt auch eine Forschungslücke in der Praxisforschung: randomisierte Studien klammern oft komplexe Komorbiditäten aus, während in der Realität viele Patienten gemischte Probleme haben. Hier wären effektiveness-Studien in Routineversorgung hilfreich (einige gibt es, siehe z.B. die erwähnte DPV-Studie). Diese zeigen tendenziell, dass Ergebnisse aus Uni-Studien sich in der Praxis bestätigen lassen, aber es gibt z.B. Hinweise, dass im Durchschnitt Effektstärken in Routine etwas niedriger ausfallen als in hochkontrollierten Trials. Das ist plausibel (in Studien werden oft optimal motivierte Patienten behandelt etc.). Umso wichtiger, weiterhin auch Versorgungsauswertungen zu machen (Krankenkassendaten, Registerstudien), um den Nutzen psychoanalytischer Therapie unter Alltagsbedingungen zu monitorieren.
Abschließendes
Aus heutiger Sicht lässt sich feststellen, dass die allgemeine Wirksamkeit psychoanalytischer und psychodynamischer Psychotherapie wissenschaftlich gut untermauert ist. Zahlreiche Meta-Analysen und Reviews der letzten 15 Jahre kommen übereinstimmend zu dem Schluss, dass psychodynamische Therapien bei häufigen psychischen Erkrankungen effektiv sind – und zwar nicht nur im Vergleich zu Untätigkeit, sondern auch relativ zu anderen anerkannten Verfahren. Effektstärken liegen im mittleren bis hohen Bereich, viele Patienten profitieren nachhaltig. Langzeituntersuchungenzeigen, dass psychoanalytische Behandlungen oft besonders dauerhafte und umfassende Veränderungen erzielen, selbst bei komplexen und chronischen Verläufen. In der Fachwelt besteht weitgehend Konsens, dass PDT zu den evidenzbasierten Psychotherapien gehört – was sich in Leitlinienempfehlungen in Deutschland (DGPPN, AWMF), den USA (APA) und Großbritannien (NICE) widerspiegelt. Kontroversen gibt es höchstens noch in Nuancen: etwa über die optimale Dauer, über Spezifika bei einzelnen Störungen (z.B. bevorzugte Indikation bei bestimmten Patientengruppen) oder über die Interpretation minimaler Wirksamkeitsunterschiede. Einige CBT-orientierte Stimmen betonen nach wie vor einzelne Befunde zugunsten von CBT, während psychodynamische Autoren auf Verzerrungsfaktoren hinweisen – doch unterm Strich haben sich Extrempositionen („Psychoanalyse wirkt gar nicht“ vs. „nur Psychoanalyse heilt grundlegend“) durch die Datenlage entschärft. Forschungslücken bestehen vor allem in Bereichen, die insgesamt wenig untersucht sind (z.B. bestimmte Störungsbilder oder Langzeitverläufe mit Kontrollgruppen) und in der genaueren Erforschung der Wirkmechanismen. Methodisch hat die Outcome-Forschung zur PDT erhebliche Fortschritte gemacht, indem sie Standards der Evidenzbasiertheit erfüllt und zugleich versucht, den Besonderheiten tiefenpsychologischer Prozesse gerecht zu werden. Es ist anzuerkennen, dass die Messung mancher Psychoanalyse-Ziele (etwa unbewusste Konfliktauflösung) immer eine Herausforderung bleiben wird – dennoch liefern Surrogatmaße und indirekte Indikatoren überzeugende Hinweise darauf, dass PDT Veränderungen erzielt, die über Symptombesserung hinausgehen (etwa in Form verbesserter zwischenmenschlicher Beziehungen, höherer Reflexionsfähigkeit und Selbstakzeptanz). Aus einer übergeordneten Perspektive hat die „evidenzbasierte Wende“ der Psychoanalyse auch Brücken zwischen den Schulen gebaut. Die Erkenntnis, dass alle großen Therapieschulen Nutzen bringen, lenkt den Fokus weg vom “Welche Schule ist überlegen?” hin zu “Wie können wir für jeden Patienten die passende Hilfe finden?”. Hier kann die Psychoanalyse ihre Stärken (Individualisierung, Tiefgang, Langzeiteffekte) einbringen. Gleichzeitig profitieren psychodynamische Therapien von den hohen methodischen Standards, indem sie fortlaufend evaluiert und verbessert werden – was letztlich den Patienten zugutekommt.
Insgesamt erlaubt die vorhandene Evidenz eine positive Gesamteinschätzung: Psychoanalytische und psychodynamische Psychotherapie wirken – messbar, vergleichbar und nachhaltig. Sie sind ein wichtiger Bestandteil eines pluralen psychotherapeutischen Versorgungssystems, der insbesondere für Patientinnen und Patienten mit komplexen oder langwierigen Problemen eine wirksame Option darstellt. Die historische Debatte hat sich somit in eine konstruktive wissenschaftliche Auseinandersetzung verwandelt, in der PDT ein fest etabliertes, validiertes Verfahren ist, das weiter beforscht und verfeinert wird. Weitere Studien – insbesondere zu speziellen Indikationen, optimaler Dauer und Kosten-Nutzen-Aspekten – werden dieses Bild in Zukunft noch präzisieren, doch schon jetzt kann man sagen: “Bambi is alive and kicking” – die psychoanalytische Therapie lebt und wirkt, zum Nutzen der Patienten, was durch aussagekräftige Quellen mit methodischer Tiefe belegt ist
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Aus heutiger Sicht lässt sich feststellen, dass die allgemeine Wirksamkeit psychoanalytischer und psychodynamischer Psychotherapie wissenschaftlich gut untermauert ist. Zahlreiche Meta-Analysen und Reviews der letzten 15 Jahre kommen übereinstimmend zu dem Schluss, dass psychodynamische Therapien bei häufigen psychischen Erkrankungeneffektiv sind – und zwar nicht nur im Vergleich zu Untätigkeit, sondern auch relativ zu anderen anerkannten Verfahren (PubMed, PMC). Effektstärken liegen im mittleren bis hohen Bereich, viele Patienten profitieren nachhaltig. Langzeituntersuchungen zeigen, dass psychoanalytische Behandlungen oft besonders dauerhafte und umfassendeVeränderungen erzielen, selbst bei komplexen und chronischen Verläufen (PubMed, Solutions-Centre.org).
In der Fachwelt besteht weitgehend Konsens, dass PDT zu den evidenzbasierten Psychotherapien gehört – was sich in Leitlinienempfehlungen in Deutschland (DGPPN, AWMF), den USA (APA) und Großbritannien (NICE) widerspiegelt (Leitlinien.de, PubMed). Kontroversen gibt es höchstens noch in Nuancen: etwa über die optimale Dauer, über Spezifika bei einzelnen Störungen (z. B. bevorzugte Indikation bei bestimmten Patientengruppen) oder über die Interpretation minimaler Wirksamkeitsunterschiede. Forschungslücken bestehen vor allem in Bereichen, die insgesamt wenig untersucht sind, und in der genaueren Erforschung der Wirkmechanismen. Methodisch hat die Outcome-Forschung zur PDT erhebliche Fortschritte gemacht, indem sie Standards der Evidenzbasiertheit erfüllt und zugleich versucht, den Besonderheiten tiefenpsychologischer Prozesse gerecht zu werden.
Es ist anzuerkennen, dass die Messung mancher psychoanalytischer Ziele (etwa unbewusste Konfliktauflösung) immer eine Herausforderung bleiben wird – dennoch liefern Surrogatmaße und indirekte Indikatoren überzeugende Hinweise darauf, dass PDT Veränderungen erzielt, die über Symptombesserung hinausgehen (z. B. in Form verbesserter zwischenmenschlicher Beziehungen, höherer Reflexionsfähigkeit und Selbstakzeptanz). Aus einer übergeordneten Perspektive hat die „evidenzbasierte Wende“ der Psychoanalyse auch Brücken zwischen den Schulen gebaut. Die Erkenntnis, dass alle großen Therapieschulen Nutzen bringen, lenkt den Fokus weg vom „Welche Schule ist überlegen?“ hin zu „Wie können wir für jeden Patienten die passende Hilfe finden?“. Hier kann die Psychoanalyse ihre Stärken (Individualisierung, Tiefgang, Langzeiteffekte) einbringen. Gleichzeitig profitieren psychodynamische Therapien von den hohen methodischen Standards, indem sie fortlaufend evaluiert und verbessert werden – was letztlich den Patienten zugutekommt.
Insgesamt erlaubt die vorhandene Evidenz eine positive Gesamteinschätzung: Psychoanalytische und psychodynamische Psychotherapie wirken – messbar, vergleichbar und nachhaltig. Sie sind ein wichtiger Bestandteileines pluralen psychotherapeutischen Versorgungssystems, der insbesondere für Patientinnen und Patienten mit komplexen oder langwierigen Problemen eine wirksame Option darstellt. Die historische Debatte hat sich somit in eine konstruktive wissenschaftliche Auseinandersetzung verwandelt, in der PDT ein fest etabliertes, validiertes Verfahrenist, das weiter beforscht und verfeinert wird. Weitere Studien – insbesondere zu speziellen Indikationen, optimaler Dauer und Kosten-Nutzen-Aspekten – werden dieses Bild in Zukunft noch präzisieren. Doch schon jetzt kann man sagen: “Bambi is alive and kicking” – die psychoanalytische Therapie lebt und wirkt, zum Nutzen der Patienten, was durch aussagekräftige Quellen mit methodischer Tiefe belegt ist (PMC, PMC).
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